Carry Trade

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Der Carry Trade ist eine Anlagestrategie, die häufig auf den Devisenmärkten (Forex) verwendet wird, aber auch auf andere Anlageklassen angewendet werden kann. Diese Strategie besteht darin, Geld in einer Währung mit einem niedrigen Zinssatz (oder in einem Land mit niedrigen Zinssätzen) aufzunehmen und dieses Geld in einer anderen Währung (oder einem Vermögenswert) mit einem höheren Zinssatz zu investieren. Der Anleger profitiert somit von der Differenz zwischen den Zinssätzen der beiden Währungen, die als “Zinsdifferenz” bezeichnet wird.

Funktionsweise des Carry Trade

Der Carry Trade beruht auf einem einfachen Prinzip: das Ausnutzen der Zinsdifferenz. So funktioniert es in der Regel auf den Devisenmärkten:

  1. Kreditaufnahme in einer Währung mit niedrigem Zinssatz: Der Anleger leiht sich Geld in einer Währung mit einem sehr niedrigen Zinssatz. Wenn z.B. der Zinssatz in Japan niedrig ist (was häufig beim japanischen Yen der Fall ist), könnte der Anleger Yen leihen.
  2. Investition in eine Währung mit hohem Zinssatz: Der Anleger tauscht das geliehene Geld in eine andere Währung mit einem höheren Zinssatz um. Zum Beispiel könnte er diese Mittel in Anleihen oder Einlagen in Australischen Dollar investieren, einer Währung mit einem höheren Zinssatz.
  3. Auszahlung der Zinsdifferenz: Der Anleger profitiert von der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen. Wenn er in Japan zu 0,5% Geld aufnimmt und zu 5% in Australien investiert, kann er theoretisch einen Gewinn von 4,5% aus der Differenz erzielen, ohne die Wechselkursschwankungen zu berücksichtigen.

Beispiele für Währungen im Carry Trade

Historisch gesehen werden bestimmte Währungen häufig in Carry Trade Strategien verwendet:

  • Japanischer Yen (JPY): Aufgrund der extrem niedrigen Zinssätze in Japan wurde der Yen häufig zur Finanzierung von Carry-Trade-Positionen verwendet.
  • Der Schweizer Franken (CHF): Der Schweizer Franken wird aufgrund der historisch niedrigen Zinssätze der Schweizer Nationalbank auch als Anleihewährung verwendet.

Diese niedrig verzinsten Währungen werden dann verwendet, um in höher verzinste Währungen wie den Australischen Dollar (AUD), den Neuseeländischen Dollar (NZD) oder das Britische Pfund (GBP) zu investieren, je nach wirtschaftlichen Bedingungen.

Die Vorteile des Carry Trade

  1. Hohe potenzielle Rendite: Wenn die Carry Trade Strategie wie erwartet funktioniert, kann sie erhebliche Renditen erzielen, insbesondere in einem Umfeld, in dem die Zinsdifferenz groß und stabil ist.
  2. Konzeptionelle Einfachheit: Die Logik des Carry Trade ist relativ einfach: zu niedrigen Kosten Geld leihen und zu einem höheren Zinssatz investieren.
  3. Leverage: Da die Strategie häufig die Aufnahme von Krediten für Investitionen beinhaltet, können Anleger Leverage nutzen, um ihre Renditen zu steigern. Dies kann jedoch auch das Risiko erhöhen (siehe unten).

Die Risiken des Carry Trade

Obwohl der Carry Trade attraktive Renditen bieten kann, birgt er auch einige bedeutende Risiken:

  1. Währungsrisiko: Das Hauptrisiko des Carry Trade ist mit den Schwankungen der Wechselkurse verbunden. Wenn die Währung, in der der Anleger Geld geliehen hat (Finanzierungswährung), gegenüber der Währung, in der er investiert hat, an Wert gewinnt, kann der Anleger Verluste erleiden. Wenn der Anleger zum Beispiel in japanischen Yen geliehen und in australischen Dollar investiert hat, könnte eine starke Aufwertung des Yen gegenüber dem australischen Dollar die Gewinne aus dem Zinsunterschied wieder aufzehren.
  2. Leverage: Der Einsatz von Leverage, d.h. die Aufnahme von Fremdkapital für Investitionen, kann Gewinne, aber auch Verluste vergrößern. Wenn sich die Wechselkurse ungünstig entwickeln, können sich die Verluste vervielfachen, wodurch die Position sehr riskant wird.
  3. Liquiditätsrisiko: In Zeiten von Stress auf den Finanzmärkten können Anleger versuchen, ihre Carry-Trade-Positionen schnell zu liquidieren, was zu einer erhöhten Volatilität der Währungen und einem schnellen Rückgang der Preise der betreffenden Vermögenswerte führen kann.
  4. Änderungen in der Geldpolitik: Die Carry Trade Strategie basiert auf relativ stabilen Zinsdifferenzen. Wenn eine Zentralbank beschließt, die Zinssätze in einem Land, in dem die Währung zur Kreditaufnahme verwendet wird, schnell zu erhöhen, kann dies den Trend umkehren und zu Verlusten führen.

Auswirkungen der Finanzkrisen auf den Carry Trade

Carry Trade ist in Zeiten von Wirtschafts- oder Finanzkrisen besonders anfällig. Zum Beispiel mussten während der Finanzkrise 2008 viele Anleger, die Kredite in japanischen Yen aufgenommen hatten, um in riskantere Anlagen zu investieren, ihre Positionen schnell liquidieren. Dies führte zu einem plötzlichen Anstieg der Nachfrage nach Yen, was wiederum zu einer starken Aufwertung des Yen und großen Verlusten für die Anleger führte, die in Carry Trades involviert waren.

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